Winterberg. Die erfolgreiche Entwicklung des Tourismus geht nicht ohne die Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Dies gilt auch für den Wohnungsmarkt, der durch eine gute touristische Entwicklung beeinflusst wird. Gute Übernachtungszahlen sowie Buchungs-Plattformen wie AirBnB bieten lukrative Anreize, Wohnungen nicht dauerhaft, sondern als Ferienwohnungen zu vermieten. Es gibt bereits Feriendestinationen wie z. B. Sylt, in denen die Menschen vor Ort, die überwiegend für den Tourismus arbeiten und davon leben, nur mit größten Schwierigkeiten bezahlbaren Wohnraum finden. Zu einer solchen Situation in der Ferienregion Winterberg möchte es Tourismusdirektor Michael Beckmann erst gar nicht kommen lassen. Aufgrund der stetigen Zunahme an Ferienwohnungen hat die Winterberg Touristik und Wirtschaft (WTW) bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, Ferienwohnungs-Anbieter zu überprüfen. Dabei geht es unter anderem um die Einhaltung der Kurbeitrags-Pflicht.
„Uns geht es bei rund 1,5 Millionen Übernachtungen jährlich nicht mehr darum, diese Zahl weiter zu steigern und damit noch weitere Anreize für noch mehr Ferienwohnungen zu schaffen. Wir möchten unseren Erfolg in Zukunft in erster Linie über die Gäste-Zufriedenheit messen und damit auch den freien Wohnungsmarkt für unsere Bevölkerung entspannen“, sagt Michael Beckmann. Für ihn ist es wichtig, dass die Menschen vor Ort, die mittel- und unmittelbar vom Tourismus leben, ein bezahlbares und qualitativ vernünftiges Wohnungs-Angebot vorfinden. Darüber hinaus geht es auch um das Thema Kurbeitragsgerechtigkeit. „Die meisten Gastgeber zahlen die Kurbeiträge zuverlässig. Mit den Überprüfungen wollen wir dazu beitragen, dass diese Gerechtigkeit auch in Zukunft gewahrt bleibt“, so der Tourismus-Chef.
Schätzung der Kurbeiträge bei nicht ordnungsgemäßer Meldung möglich
Vor diesen Hintergründen hat die WTW bereits im vergangenen Jahr mit der Überprüfung von Buchungsportalen und bei der WTW gemeldeten Ferienwohnungen reagiert. So werden Vermieter, die zwar auf Buchungsportalen gelistet, jedoch nicht im elektronischen Meldesystem der Winterberg Touristik und Wirtschaft erfasst sind, aufgefordert, die erforderlichen Kurbeitragsmeldungen gegenüber der WTW vorzulegen. „Kommen die Vermieter dieser Aufforderung nicht nach, oder sind diese Meldungen nicht nachvollziehbar, werden die Vermieter auf Basis der Daten des Landesamtes für Statistik bei der Höhe der Kurbeiträge geschätzt. Das können empfindliche Beträge werden, so Michael Beckmann weiter. Gleiches gelte auch in Fällen, wenn Anwohner die WTW darüber informieren, dass „Schwarz“ vermietet wird.
Überprüft werden darüber hinaus auch Ferienwohnungen, die auf der Internet-Plattform AirBnB gelistet sind. „Wir haben nach Gerichtsurteilen in Paris und München das Unternehmen AirBnB aufgefordert, uns die Daten der Anbieter, die meist unter Pseudonymen auf der Plattform ihre Wohnungen anbieten, mitzuteilen.“ Gerade AirBnB ist ein brandaktuelles Thema. Für Vermieter ist die Plattform sehr lukrativ, weil sie deutlich mehr Einnahmen bringen als ein normales Mietverhältnis. Allerdings belasten sie die Wohnungssituation und die Gefahr ist groß, dass Kurbeiträge nicht ordnungsgemäß fließen. „In Winterberg sind aktuell rund 300 Angebote gelistet. Da gilt es, nicht nur die Kurbeitragsgerechtigkeit zu wahren, sondern auch ein Maß zu finden, das es ermöglicht, die Konkurrenz zwischen Wohnraum zur Dauernutzung und die Nutzung als Ferienwohnung besser zu händeln“, sagt Michael Beckmann.
Gastgeber-Broschüre soll informieren und helfen
Klar ist, werden die Meldepflichten für Ferienwohnungen nicht eingehalten, drohen Konsequenzen bis zur Festsetzung von Ordnungswidrigkeiten. „Damit die Regeln für alle Betreiber klar und übersichtlich sind, haben wir eigens eine Gastgeber-Broschüre entwickelt, die die wichtigsten Rechte und Pflichten für Kleinvermieter sowie viele Tipps enthält vom Kurbeitrag über die Steuern bis zur Sauerland SommerCard. Uns geht es nicht zuletzt auch um Kurbeitragsgerechtigkeit, schließlich zahlen die meisten Gastgeber ihre Kurbeiträge zuverlässig“, so Beckmann. Auch über diese, informativen Maßnahmen erhofft sich der Tourismusdirektor eine Entlastung des Wohnungsmarktes insgesamt. Die Gastgeberbroschüre liegt ab Anfang März im Rathaus und in der WTW sowie im Bürgerbahnhof aus.