Winterberg. Dass Mutterkühe attraktive Fotomotive und magische Anziehungspunkte für Kinder und Familien im Hochsauerland sind, ist kein großes Geheimnis. Dieser Fakt stand in der vergangenen Woche im Düsseldorfer Landtag auch nicht auf der Agenda. Beim Besuch des Arbeitskreises Mutterkuhhaltung aus dem Hochsauerland in Düsseldorf ging es um ein noch wichtigeres Thema: Die Vertreter*innen des Arbeitskreises sowie die Geschäftsführerin und der Vorsitzende des Vereins „Fleischrinder-Herdbuch“, Anne Menrath und Michael Buhl, nutzten die Gelegenheit, um auf die Vorzüge der Mutterkuhhaltung für die Natur, die einzigartige Kulturlandschaft und die Bevölkerung einzugehen. Gesprächspartner des Arbeitskreises waren die Vorsitzende im Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz, Dr. Patricia Peill, sowie auf politischer Seite die agrarpolitischen Sprecher der im Landtag vertretenen Parteien.
„Uns war es wichtig zu betonen, dass die Mutterkuhhaltung der Landwirte im Hochsauerland die Artenvielfalt und den Arterhalt maßgeblich fördert“, so Bernhard Völlmecke und Thomas Wiese nach dem intensiven Austausch. Mit der Mutterkuh-Haltung sei es möglich, benachteiligte Gebiete, so zum Beispiel extreme Hanglagen, freizuhalten. Offene Wiesentäler und Bergkuppen, die auch vielerorts das Landschaftsbild des Sauerlandes prägen, seien das Ergebnis traditioneller Mutterkuhhaltung. Die sechs Arbeitskreis-Mitglieder machten im Landtag zudem deutlich, dass die Mutterkuhhaltung erheblich daran beteiligt sei, die einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten. „Damit sorgen wir auch für einen nachhaltigen Erfolg im Tourismus sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen. Das Tierwohl ist bei dieser naturnahen Haltung optimal, was den Forderungen der nachhaltigen Nutztierstrategie nachkommt“, betont Bernhard Völlmecke, der auch stellvertretender Vorsitzender des landwirtschaftlichen Stadtverbandes Winterberg ist.
Kurzfristiges Handeln der Politik kann Mutterkuhbetriebe erhalten
Darüber hinaus wurde den Ausschussmitgliedern die existenzbedrohende Lage der kleinstrukturierten Mutter- kuhbetriebe erläutert und in diesem Zusammenhang auch über die aktuelle Vermarktungssituation sowie über zukünftige Vermarktungsstrategien gesprochen. Fachliche Fragen des Ausschusses wurden durch die Mitglieder des Arbeitskreises und des Fleischrinder-Herdbuches beantwortet. Klar wurde bei diesem Gespräch: Durch ein kurzfristiges Handeln hat die Politik die Möglichkeit, die von allen gewollten kleinstrukturierten Mutterkuhbetriebe zu erhalten. „Unter dem Strich war bei dem Gespräch deutlich zu erkennen, dass parteiübergreifend allen Ausschussmitgliedern die Leistung der Mutterkuhhalter für Natur und Gesellschaft bewusst gewesen ist“, so das Fazit der Arbeitskreis-Mitglieder, die zum Abschluss der Sitzung ihre Mitarbeit bei zukünftigen Gesprächen im Landtag angeboten haben.
Erfreut zeigte sich auch der Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft, Michael Beckmann, über das politische Interesse in Düsseldorf: „Tatsächlich ist die Mutterkuhhaltung in Winterberg sehr wichtig für unseren Tourismus. Dies ist allerdings kaum jemanden wirklich bekannt. Umso entscheidender ist es, dieses Thema öffentlich zu machen und die Leistungen unserer Landwirte zu würdigen.“ Schließlich spiele gerade im Stadtgebiet Winterberg mit seinen Dörfern die Mutterkuhhaltung der heimischen Landwirte eine besondere Rolle. Denn in besonders umweltverträglicher Art und Weise bewirtschaften meist kleine, im Nebenerwerb geführte landwirtschaftliche Betriebe Steilhänge und enge Täler fernab ihres Hofes mit Weidevieh. Zu beobachten sind dabei insbesondere Mutterkühe. Diese Bewirtschaftung hat einen für das Landschaftsbild entscheidenden Effekt. „Die Mutterkuhhaltung trägt dazu bei, dass die Landschaft offengehalten und nicht vom Wald dominiert wird“, sagt Bernhard Völlmecke. Wer also mit offenen Augen und bewusst durch die Landschaft der heimischen Ferienregion fährt oder wandert, wird immer wieder offene Wiesentäler und Waldkuppen entdecken als Folge der Mutterkuhhaltung. „Unsere Gäste schätzen insbesondere diese gepflegte Kulturlandschaft mit ihren Reizen“, sagt Michael Beckmann.
Ursprünglichste Form der Weidehaltung
Bernhard Völlmecke betont, dass die Mutterkuhhaltung die ursprünglichste Form der Weidehaltung ist. „Betriebe, die extensiv, meist biologisch und nur mit betriebseigenen organischen Düngern arbeiten, tragen so zu einem Artenreichtum bei Flora und Fauna bei.“ Dass diese Haltung tatsächlich umweltfreundlich und auch für das Grundwasser keine negativen Auswirkungen hat wie häufig irrtümlich vermutet, bestätigt auch der Leiter der Stadtwerke Winterberg AöR, Henrik Weiß. Die Mutterkuhhaltung sei ökologisch wertvoll und habe nachweislich keinen Nitrateintrag in das Grundwasser zur Folge, so Henrik Weiß.
Die Mutterkühe als heimliche Stars können also getrost und gemütlich weiter am Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft „arbeiten“ und dabei als beliebtes Fotomotiv posieren…
Info-Box: Der Arbeitskreis
- Die Mitgliedschaft im Arbeitskreis ist kostenlos;
- Kommunikation und Infos erfolgen über WhatsApp;
- Anmeldung unter E-Mail akmutterkuh@t-online.de. Adresse und Handynummer sind mitzuschicken.