Stefan Baumeister gewinnt beim Weltcup-Finale in Winterberg die kleine Kristallkugel
Eine Hundertstelsekunde fehlt Selina Jörg zum Weltcup-Sieg und Disziplin-Gesamtweltcup / Tolle Stimmung, perfekte Bedingungen / Viel Lob
Winterberg. Sie hatten Vollgas angekündigt im Vorfeld des Weltcup-Finales in Winterberg! Und sie haben Wort gehalten: Die beiden besten deutschen Raceboarder im Parallelslalom in dieser Saison, Selina Jörg und Stefan Baumeister, haben alles riskiert und sind jeweils nur knapp im Finale vor toller Heim-Kulisse gescheitert. Für Stefan Baumeister fühlte sich der zweite Platz beim insgesamt fünften Heimspiel in Winterberg dennoch wie ein Sieg an, schließlich durfte er direkt nach den Rennen die kleine Kristall-Kugel im Disziplin-Gesamtweltcup in Empfang nehmen und sich feiern lassen. Selina Jörg verpasste den Gewinn dieser Kugel um genau eine Hundertstelsekunde gegen Patrizia Kummer aus der Schweiz in einem dramatischen Finale. 20 Punkte fehlten der 31-Jährigen aktuellen Weltmeisterin im Parallel-Riesenslalom letztlich für Rang 1. Trotz der Final-Niederlagen zeigten sich die beiden deutschen Raceboarder hochzufrieden und lobten die Veranstalter für die optimalen Bedingungen in Winterberg. Bei trockenem Wetter mit überwiegend strahlendem Sonnenschein sorgten rund 2000 Fans für die passende Weltcup-Atmosphäre.
Selina Jörg: „Ein ganz großes Kompliment an die Veranstalter in Winterberg!“
Bei der Qualifikation für das Weltcup-Finale im Hochsauerland am Samstagmorgen sah es erstmal nicht nach einem deutschen Tag aus. Mit Selina Jörg, Stefan Baumeister und Cheyenne Loch setzten sich nur drei von elf Athletinnen und Athleten des Teams Snowboard Germany gegen ihre Kontrahenten durch. Unter anderem musste auch Ramona Hofmeister, die in diesem Jahr mit sehr guten Leistungen überzeugt hatte, die Segel streichen. Im Viertelfinale war dann auch für Cheyenne Loch Endstation, sie verlor gegen Selina Jörg im teaminternen Duell. Natürlich haderte Selina Jörg nach der wirklich hauchdünnen Niederlage im Finale ein wenig, unter dem Strich zeigte sie sich aber mit der Saison überaus zufrieden. „Ich habe mich noch nie so über einen zweiten Platz geärgert“, sagte die aus Sonthofen stammende Racerin nach dem Rennen. „Vor allem, weil es das zweite Mal so knapp ausgeht. Letztes Jahr haben nach meinem Sieg hier zehn Punkte gefehlt, dieses Jahr sind es 20 Punkte. Das ist nichts!“ Sie sei natürlich super zufrieden mit dem zweiten Platz, aber dass es um eine Hundertstel nicht gereicht habe, ärgere sie schon. „Natürlich darf ich mich nicht beschweren, aber es wäre eben die Krönung gewesen. Ich muss den Veranstaltern hier in Winterberg ein großes Kompliment machen. Vor zwei Jahren war es der große Regen, jetzt die Sonne. Sie schaffen es aber immer wieder, hier tolle Bedingungen zu schaffen.“
Dies konnte Stefan Baumeister nur bestätigen. Dass die bislang erfolgreichste Weltcup-Saison der deutschen Raceboarder mit der kleinen Kristall-Kugel gekrönt werde, ist für den 25-Jährigen das i-Tüpfelchen dieser Saison. „Es ist unglaublich. Das ist einfach das größte, was man als Sportler erreichen kann. Das ist mehr wert als eine WM-Medaille, weil es zeigt, dass man über das ganze Jahr hinweg konstant gefahren ist.“
Das Lob nahm der Chef des Organisationskomitees, Winterbergs Tourismus-Direktor Michael Beckmann, gerne an. Auch er zeigte sich sehr zufrieden: „Unser Helfer-Team hat wieder hervorragende Arbeit geleistet und einen ausgezeichneten Weltcup auf die Beine gestellt. Damit haben wir wieder bewiesen, dass ein erfolgreicher alpiner Weltcup im Mittelgebirge in Winterberg möglich ist“, so Beckmann. Dass die deutschen Raceboarder am Samstag ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben, sei umso schöner und runde das Gesamtbild hervorragend ab. Kein Wunder also, dass Winterberg auch 2020 wieder im Rennkalender steht. Am 14. und 15. März 2020 sollen die weltbesten Raceboarder wieder ins Hochsauerland zum Finale kommen.
Anke Wöhrer beendet Karriere in Winterberg
Das letzte Rennen ihrer beeindruckenden Karriere absolvierte Anke Wöhrer in der Qualifikation in Winterberg. Nachdem die 33-jährige Athletin, die seit den letzten Olympischen Winterspielen aufgrund ihrer Schwangerschaft keine Rennen bestreiten konnte, vor etwas mehr als 14 Jahren in Winterberg ihr Weltcup-Debüt gefeiert hat, schloss sich an dem Ort, wo alles begann, für die Olympiazweite von Sotschi mit dem dann 96. Start auf der Tour der Kreis. Dabei kann Wöhrer, die im Oktober letzten Jahres Töchterchen Joséphine-Theresia zur Welt gebracht hat, auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Neben fast 100 Weltcup-Rennen, die sie sechs Mal auf dem Podest beenden konnte und dabei zwei Siege feiern durfte, blickt die mehrfache Deutsche Meisterin auf Starts bei drei Olympischen Spielen sowie vier Weltmeisterschaften zurück.
Gesamt-Weltcup bei den Damen geht an Ester Ledecká aus Tschechien
Den Sieg im Gesamt-Weltcup und damit die große Kristallkugel ließ sich Ester Ledecká aus Tschechien trotz ihres fünften Platzes in Winterberg zum Abschluss vor Selina Jörg nicht mehr nehmen. Dritte im Gesamt-Weltcup ist Sabine Schöffmann aus Österreich. Den Gesamt-Weltcup bei den Herren sicherte sich Andrey Sobolev aus Russland vor Tim Mastnak aus Slowenien und Roland Fischnaller aus Italien. Bester Deutscher ist Stefan Baumeister auf Rang 7.
Beste Verhältnisse auf und neben der Piste
Rund 200 Helferinnen und Helfer sowie das Organisations- und Pistenteam hatten vor und während der Rennen erneut für optimale Rahmenbedingungen sowie einen reibungslosen Ablauf des Snowboard-Spektakels gesorgt. Auch das überwiegend sonnige Wetter spielte mit und sorgte für hervorragende Stimmung unter den rund 2000 Zuschauern, die im Zielbereich mit den deutschen Protagonisten mitfieberten und mit zwei deutschen Finalteilnahmen letztlich auch für ihren lautstarken Einsatz belohnt wurden. Der Poppenberghang war damit bereits zum fünften Mal Austragungsort des Weltcup-Finales im Parallelslalom. Winterberg scheint für das deutsche Team ohnehin ein gutes Pflaster zu sein. Im vergangenen Jahr holte sich Selina Jörg den Sieg, im Jahr davor Stefan Baumeister. Damit wurde das ausgegebene Ziel des Snowboardverbandes Deutschland (SVD), auf das Podest zu kommen, bei den Damen und den Herren erreicht.
Team-Wettbewerb krönender Abschluss
Am Sonntag folgt noch der Team-Wettbewerb am Poppenberghang in Winterberg ab 14.15 Uhr. Auch da sind die Deutschen keinesfalls chancenlos. Da am Veranstaltungsort selbst keine Parkplätze bereitstehen, pendeln Shuttle-Busse für die Zuschauer und Fans zwischen Gewerbegebiet Remmeswiese, Bürgerbahnhof und Weltcup-Gelände. Am Sonntag fahren die Busse zwischen 13 Uhr und 17.30 Uhr. Die Wintersport-Saison in der Ferienregion Winterberg läuft noch eine Woche. Erst am 31. März wird sie beendet nach dann 110 Skitagen.
Die Ergebnisse:
Weltcup Damen Winterberg
1. Patrizia Kummer Schweiz
2. Selina Jörg Deutschland
3. Ladina Jenny Schweiz
4. Daniela Ulbing Österreich
Gesamt-Weltcup Damen
1. Ester Ledecká Tschechien
2. Selina Jörg Deutschland
3. Sabine Schöffmann Österreich
4. Julie Zogg Schweiz
Disziplin-Weltcup Damen
1. Julie Zogg Schweiz
2. Selina Jörg Deutschland
3. Patrizia Kummer Schweiz
4. Sabine Schöffmann Österreich
Weltcup Herren Winterberg
1. Lukas Mathies Österreich
2. Stefan Baumeister Deutschland
3. Zan Kosir Slowenien
4. Tim Mastnak Slowenien
Disziplin-Weltcup Herren
1. Stefan Baumeister Deutschland
2. Andrey Sobolev Russland
3. Dario Caviezel Schweiz
4. Lukas Mathies Österreich
Gesamt-Weltcup Herren
1. Andrey Sobolev Russland
2. Tim Mastnak Slowenien
3. Roland Fischnaller Italien
4. Dmitry Loginov Russland
Fakten-Box Snowboard-Weltcup:
- Das Finale des Snowboard-Weltcups im Parallelslalom findet am 23. und 24. März zum fünften Mal am Poppenberg „In der Büre“ statt;
- Tickets gibt es für 5 Euro pro Person (Tagesticket) bzw. 7,50 Euro pro Person (Zweitages-Ticket) in der Tourist-Info Winterberg, an der Tageskasse vor Ort oder online unter https://www.winterberg.de/aktivitaeten-wohlfuehlen/dein-erlebnismoment/;
- Ab Gewerbegebiet Remmeswiese und Bürgerbahnhof werden Shuttle-Busse eingesetzt. Kosten pro Fahrt 2 Euro pro Person. Parkplätze stehen am Weltcup-Veranstaltungsort nicht zur Verfügung, es gibt ausreichend Parkraum an der Remmeswiese;
- Am Sonntag beginnt der Team-Wettbewerb um 14.15 Uhr;
- Weitere Informationen zum Weltcup und zu Winterberg gibt es im Internet unter www.winterberg.de, www.snowboard-winterberg.de , www.fis-ski.com sowie www.snowboardgermany.com;
- Auch bei Facebook wird unter www.facebook.com/snowboardwinterberg regelmäßig über den Weltcup-Zirkus informiert.